Gelungenes Eintauchen in Erinnerungen
Ich hatte nicht erwartet, dass mich eine Lebensschilderung mit vorwiegend innerer Entwicklung so sehr in ihren Bann schlagen kann wie dieses Buch. Der Autorin Ulrike Linnenbrink ist dieses Kunststück mit der Neuauflage ihres Romans „Mylopa“ gelungen.
INHALT:
Christine und Robin, beide Lehrer im Ruhrgebiet, träumen von einem Leben im Grünen. Nach einem Umweltskandal wird ihr Wunsch so drängend, dass sie abseits vom nächsten Dorf einen ehemaligen Bauernhof kaufen, liebevoll renovieren und sich dort mit allerlei Tieren einrichten. Ihre Einliegerwohnung vermieten sie. Nach mehreren Mieterwechseln erhoffen sie sich von Karin und ihrer Familie ein wenig mehr Stabilität, doch das Gegenteil ist der Fall: Karin drängt sich zwischen Christine und Robin. Alles bricht auseinander.
MEINUNG:
Bei meiner Lektüre hat mich sofort die Sprache der Autorin gefangen genommen. Ich hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen. Eine erste Auflage der Geschichte stammt aus dem Jahr 1999. Das merkt man dem Buch im positiven Sinn an. Die Sprache ist ausgewogen und lässt Bilder in meinem Kopf entstehen. Ich konnte mich fallen lassen und mich durch all die Höhen und Tiefen des von der Autorin geschilderten Lebens tragen lassen.
Neben den Sprachbildern lebt die Geschichte von ihren Dialogen. Sie sind stimmig und passen in die geschilderte Zeit der 1980er und 1990er Jahre. Auch die Themen der damaligen Zeit greift die Autorin auf und erinnert an das, was viele von uns beeinflusst und geprägt hat. Den einen mehr, den anderen weniger. Dazu gehören die selbstgestrickten Pullover, die romantisch verklärte Landflucht, Tschernobyl und das allmähliche Zunehmen von Scheidungen, was bis in die 1960er Jahre gesellschaftlich geächtet war.
Ulrike Linnenbrink schildert das Leben ihrer Hauptfigur Christine, die autobiographisch motiviert ist, über einen Zeitraum von rund fünfzehn Jahren. Entsprechend lang und ausführlich wird der Leser in all ihre Gedanken, Veränderungen und Entwicklungen mitgenommen. Es sind die persönlichen Katastrophen wie Fehlgeburt, Verrat durch Freundin und Partner sowie der körperliche Zusammenbruch nach der Scheidung, die mich sehr bewegt haben. Das gelingt der Autorin mit einer angenehmen Lässigkeit, die zugleich vermittelt, dass das Leben trotz aller Hürden weiter geht. Letztlich zeigt sie, dass sich alles zum Guten wendet, auch wenn es in der Krise selbst so nicht aussieht.
WERTUNG:
Mit ihrer Sprache und ihrem Stil ist es der Autorin gelungen, mich durch einen episch langen Lebensbericht zu leiten und mir die Neugierde auf die weitere Entwicklung der Handlung zu bewahren. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis es zu Ende war. Sehr gut gefallen hat mir, wie die Autorin die Zeit des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts einfängt und für die Nachwelt erlebbar macht. Für meinen Geschmack ist der Text psychologisch sauber reflektiert, und auch der autobiographische Aspekt ist schön verpackt. „Mylopa“ erhält mit 5 Sternen meine Höchstwertung.
Mein Fazit: Lebendiges Zeitporträt der 1980er und 1990er Jahre
Ira Krissel Wundram - Aikimedien - 18. Januar 2014
Klasse!
So kann nur eine Frau schreiben, die das Leben und die Männer kennt ... Klasse!! ...
Besonders beim Lesen der letzten Sätze des Buches fühlte ich mich in meiner Art zu leben zu 100% bestätigt.
Gina Heinrich - Juli 2013
Tausend Mal passiert, und doch etwas Besonderes
Eine Frau wird nach jahrelangem Zusammenleben von ihrem Partner wegen einer anderen Frau verlassen. Wegen einer Frau, die einmal ihre Freundin war.
Das passiert doch tausend Mal, wird jeder sagen, das ist doch nichts Besonderes!
Das ist richtig, aber so wie es in diesem Buch erzählt wird, ist es etwas Besonderes! Denn offen und mit absoluter Ehrlichkeit beschreibt die Autorin ihre Gefühle, die so vielschichtig sind wie das Leben selbst. Wut, Hass, Eifersucht, verletzter Stolz, verschmähte Liebe. Sie analysiert ihre Empfindungen bis ins Kleinste, und versucht, sich damit abzufinden, was sehr schwierig ist, denn da ist noch ein Kind, dass mit ihr unter dieser Situation leidet, zumal der Vater nur an seiner „Neuen“ interessiert ist.
Wie diese Frau alles überwindet und letzten Endes diese Erfahrung positiv wertet, das ist es, was das Buch so spannend macht.
Inge Nickel-Ritzkat - Mai 2012
Absolut lesenswert!
Gestern wollte ich eigentlich soo viel im Garten arbeiten. Nur ganz kurz habe ich mich hingesetzt, um in mein neues Buch zu schauen "Mylopa - Paradies hinter dem Horizont". Der gute Vorsatz war dahin, denn das Buch ließ mich nicht mehr los.
Sehr lebendig und fesselnd erzählt die Autorin die Geschichte von Christine und Robin, die in der dörflichen Einöde "ihr" Traumhaus finden und renovieren. Es erzählt von Freude und Hoffnung, von Enttäuschung und Schmerz, es erzählt die Geschichte wie aus einem Paradies ein Alptraum wird. Leseproben, sowie Fotos von Christine und Robin (den Hauptpersonen des Romans), den vielen Tieren und natürlich von Mylopa selbst, findet man auf der Website der Autorin Ulrike Linnenbrink.
Dieser Roman mit autobiographischen Zügen bekommt von mir die Wertung - absolut lesenswert.
Soni - im Tierfotoblog
Kleines Paradies
nenne ich immer unser Häuschen und die Umgebung hier.
Deshalb war ich sehr neugierig, als ich voriges Jahr in einem Blog "Mylopa - Paradies hinter dem Horizont " entdeckte. Es hörte sich sehr interessant an und ich hab es mir gekauft ......... und verschlungen!
Eine Erzählung von einem jungen Ehepaar, das abgeschieden, dörflich ein Traumhaus findet. Die Frau, Christine, fühlt sich sofort zu Hause dort, es ist wie heimkommen.
"Traumhaus" bedeutete in diesem Fall aber nicht: ein wunderbares Haus mit tollem Grundstück. Eigentlich waren das Haus, die Nebengebäude und auch das Draußen nicht schön - gar nicht schön. Aber Christine sah überall, wie es aussehen KÖNNTE - mit viel Arbeit natürlich. Aber gerade das macht Freude, selber planen und alles so einrichten, wie wir es uns wünschen.
Und es klappt auch alles (in normalen Bahnen, wie das nun mal ist, beim Renovieren, Abreißen und Neumachen), Hühner ziehen in ihr Häuschen ein, Gänse, ein "Pflaumenscheißerchen", es gibt Schafe, Hunde, die Umgebung ist wunderschön.......... es könnte wirklich ein Paradies sein.
Wenn...... ja wenn nicht in diesem Paradies auch die Menschen wären.
Und wie wir nun mal sind, wir verbreiten unsere Probleme, unseren Neid + Mißgunst, wo wir gehen und stehen.
Aus dem Paradies wird ein Albtraum........... und irgendwann, voller Schmerz + Trauer muß Christine ihr Paradies verlassen.Das Buch ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Es fesselt, ich hab alles genau vor mir gesehen, mich gefreut und mitgelitten, ich war wütend - genau wie Christine und konnte nicht begreifen, was dort vorgeht. Die Sprache ist klar, voller Leben und macht das Buch deshalb so lebendig.
Inzwischen habe ich es nochmal ganz gelesen und auch wieder auszugsweise, weil ich dann immer wieder Neues entdecke oder manches erst richtig verstehe. Und keine Minute war langweilig.
Und wunderschön dazu dann auch bei obigem Link, daß wir die Bilder sehen können, Mylopa vorher und mittendrin und auch heute. Dadurch wird alles noch interessanter und anschaulicher.
Ein Buch voller Freude, Hoffnung, Enttäuschung, Schmerz........ aber es gibt ein Weiter, etwas Neues - zwar nie wieder Mylopa - auf eine andere Weise ein neues Paradies.
Und später, irgendwann, und immer noch nicht fertig mit Mylopa schreibt "Christine":
"Was nur treibt mich immer wieder hier her? Immer wenn es Frühling wird. Jedes Jahr im April. Langsam mit dem Wagen vorbei schleichend, so viel wie möglich mit den Augen verschlingend. Jahr für Jahr? Wie eine Sucht, die nicht in den Griff zu bekommen ist. Immer noch nicht. Nach fünf Jahren immer noch nicht.
Sehn-Sucht eben. Nach einem Stück meines Lebens, das unwiederbringlich verloren ist. Und dabei hat alles so wundervoll angefangen - damals. Einfach wundervoll! Auch wenn die Bilder in mir nicht ohne trübe Flecken sind ..."
Danke schön, Ulrike, für dieses wunderbare Buch voller Leben.
Dagmar Dederichs in "Erdweibchens Blog"
... auch ein Zeitdokument
Mylopa ist ein kleines Stück Paradies, das sich Christine und Robin schaffen. Aus einem einsam und idyllisch gelegenen, heruntergewirtschafteten Bauernhaus, das alle Spuren zerstörerischer Renovierungskunst trägt, und einem verkommenen Garten wird ein romantisches Gehöft inmitten von Obstbäumen, Gemüsebeeten, Blütenmeeren, Hühnern, Schafen, Hunden und Katzen. Alte und neue Freunde helfen Christine und Robin beim Projekt "Mylopa", selbst der ehemalige Kuhstall wird zu einer gemütlichen Wohnung ausgebaut und vermietet. Um das Glück vollkommen zu machen, adoptieren die beiden ein Kind. Als Robin sich in die Mitbewohnerin und Freundin Christines verliebt, bedeutet das die Vertreibung aus ihrem Paradies. Das Paar trennt sich, Haus und Garten müssen verkauft werden, spätere Besitzer werden erneut Mauern versetzen und Wege durch das Gelände verlegen.
Ulrike Linnenbrinks Roman erzählt von einem magischen Ort, der vom ersten Moment an Zugehörigkeit, Geborgenheit, Glück verheißt, und er erzählt die Geschichte einer Frau, die nicht nur träumt, sondern vor allen Dingen handelt. Als sie scheitert, als sie ihren Mann und ihr geliebtes Zuhause verliert, zerbricht sie nicht, sondern durchlebt und verarbeitet ihre Verzweiflung, sucht und findet letztlich neue Möglichkeiten, neuen Handlungsspielraum.
Der Roman ist jedoch auch ein Zeitdokument der 80/90iger Jahre: die Friedensbewegung, selbstgestrickte Pullover mit phantasievollen Mustern, der Sperrmüll als Fundstätte für alles, was das Herz begehrt, der obligate 2CV, die Ente - mit zahllosen Stickern beklebt, die auch aus der politisch grünen Gesinnung keinen Hehl machen, Aussteigertum und ökologischer Landbau, psychologische Debatten und Esoterik sind Facetten einer breiten Strömung jener Zeit.
Andrea Heinisch Glück, Wien
Spannend von Anfang an
Der Roman ist so spannend geschrieben, daß man das Gefühl hat, die ganze Zeit neben der Erzählerin zu stehen und alle Geschehnisse selbst mitzuerleben! Ehrlich und selbstkritisch schildert die Verfasserin die Erfüllung und das darauffolgende Zerplatzen eines Traumes, erinnert daran, daß gerade das Unvorhersehbare wichtig ist, um lernen und sich weiterentwickeln zu können. Ein sehr guter Roman, den ich sicherlich nicht nur einmal lesen werde.
Ute Koberstein, Essen
Geschriebene Bilder eines Schicksals
Dies ist eines der wenigen Bücher, die ich in gelesen habe, ohne es aus der Hand zu legen. Hier wird ein/das Schicksal in Bilder gefasst. Nur sind diese Bilder nicht gemalt, wobei die wunderschönen Landschafts- und Personenbeschreibungen diese fast real werden lassen, sondern geschrieben. Die Bilder fesseln den Leser und lassen ihn miterleben wie MYLOPA entsteht und wieder vergeht. Dieses Buch macht Mut, Mut weiter zu machen......mit dem Leben.
Andrea Sundermann, Neuenkirchen
Gratwanderung
Romane, die autobiographische Züge tragen, sind immer mit dem Problem behaftet, dass der Autor keine wirkliche Distanz zu dem haben kann, was er erzählt. Das artet dann leicht in Weinerlichkeit aus. Ulrike Linnenbrink vermeidet diese Gefahr durch die Genauigkeit der Schilderung.
Älter geworden kehrt die Erzählerin an einen Ort zurück, der für sie mit der Erfüllung und dem Zusammenbruchs eines Traums untrennbar verbunden ist. Und noch einmal geht sie an diesem Ort den Weg, der sie dorthin und von dort weg geführt hat. Das Ergebnis ist eine Mischung aus heiteren und bitteren Erinnerungen an Ereignisse, die die Erzählerin und alle handelnden Personen letztendlich zu dem gemacht haben, was sie sind - doch das Haus, der Inbegriff dieses Traumes, scheint all dies von sich abgeschüttelt zu haben.
In diesem Sinne eine gelungene Betrachtung über Lebenslinien, die ich gerne gelesen habe.
Iris Kammerer, Marburg
Ich habe selten einen so packenden Roman gelesen
Wer einmal beginnt dieses Buch zu lesen, der wird es mit Sicherheit nicht mehr aus den Händen legen.Die Autorin beherrscht die Kunst, dem Leser etwas Positives mit auf den Lebensweg zu geben. Ich habe das Buch bereits zwei mal "verschlungen" und entdecke immer wieder neue Aspekte beim lesen. Es fällt mir schwer meine Begeisterung in Worte zu fassen. Dieses Buch MUSS man einfach gelesen haben. Ebenso auch die anderen Bücher von Frau Linnenbrink. Ich hoffe, daß noch sehr viele von ihr erscheinen werden.
Nicole Vent, ?
Spannend, dramatisch, lebensnah!
Gibt es sie tatsächlich - gewisse Landstriche, auf welchen ein "Fluch" lastet? Wer kann dies mit Sicherheit abstreiten? Der Gedanke erinnert an jene mysteriöse Autounfälle, welche stets bei der gleichen Marke schnurgerader Straßenabschnitte geschehen. Dieserart wird auch Ulrike Linnenbrinks Protagonistin Christine in einen schrecklichen Strudel unerklärlicher Ereignisse gezogen, als sie ihren Traum gefunden zu haben glaubt: Ein abgewirtschaftetes Bauernhaus, welches sie mit Feuereifer in ihr persönliches MYLOPA (MY LOnely PAradise) verwandelt. Nahezu besessen von dieser Aufgabe ignoriert sie alle Vorzeichen der drohenden Katastrophe: Die rätselhaften Selbstmorde in der Nachbarschaft, die Totgeburten und das spurloses Verschwinden ihrer Haustiere, und sogar die sich ständig vergrößernde Kluft zwischen ihr und ihrem Lebensgefährten. Doch zur Umkehr ist es längst zu spät ...
Marion Sibille Sczesny, Troisdorf
Vielen Dank für die schönen Lesestunden!
Mir hat das Buch ganz ausgezeichnet gefallen. Es beschreibt diese Beziehungsgeschichte außerordentlich feinfühlig und nachvollziehbar. Man lebt wirklich mit den Figuren. Auch die Art, es so ausführlich und mit so vielen Details zu beschreiben, hat mir sehr gefallen. Sicherlich liegt es daran, dass es ja wohl auch autobiographisch ist. Dennoch kommt es nicht so herüber, auch wenn man es vielleicht vermuten mag.
Ich finde, die Geschichte ist in sich rund und abgeschlossen. Alles beginnt und endet mit Mylopa. Man selbst hat als Leser ebenfalls eine enge Beziehung zu dem Hof, auch wenn man ihn natuerlich nie gesehen hat. Und dass Christine es schließlich schafft, sich aus diesem zum Alptraum gewordenen Traum zu befreien und doch noch ein eigenständiges Leben zu führen, lässt den Leser mit vielen positiven Gefühlen zurück, selbst wenn er vorher mit Christine und Robin mitgelitten hat.
Karen Lark, Kiel
Ein lesenswertes Buch
Gerade lese ich das Buch Mylopa von Ulrike Linnenbrink, das in Auszügen auf ihrer Homepage angelesen werden kann. Es beschreibt eine Erfahrung, die viele aus meiner Generation gemacht haben: der große Umzug aufs Land, den Versuch, eine nostalgische Idylle mit Tieren und Pflanzen aufzubauen, mit Hühnern, Katzen, Hunden, Schweinen, Schafen und sogar einem ESEL. Das Arbeiten bis zum Umfallen, um auch ja jedes stillose Bauelement modernisierungssüchtiger Altbauern durch das originale, traditionelle, echt-hölzerne Teil zu ersetzen; das Pflanzen der Bäume, die Freude am Wachsen und Werden im Garten, der selbstgepflückte Kräutertee am Morgen; Und natürlich die Tränen beim unvermeidlichen Schlachten eigener Tiere, die konsequenterweise fortan keine NAMEN mehr bekommen.
Hauptpersonen sind - wie könnte es anders sein - beamtete Lehrer, die all dies ohne die geringste echte Gefährdung ihrer "bürgerlichen Exisitenz" mit Hilfe von Staat, Banken und Eltern ins Werk setzen können: Eine Suche nach Licht ohne Schatten, wobei die Schattenwelt der Spätmoderne, die Hochzivilisation mit ihren bösen Apparaten und Verfahren, mit ihrer Industrie und Gigantomanie doch die Basis ist und bleibt, auf der diese Suche nur stattfinden kann.
Natürlich handelt das Buch vom Scheitern - doch ich bin ja erst in der Mitte, die Idylle ist noch im Aufbau begriffen. Die Akteure sind ungebrochen in ihren Gut-Mensch-Meinungen, den einfachen Polaritäten: hier die böse Chemie, dort der gute Kompost.... Ehemals waren sie politisch aktiv, grün, alternativ - doch wenn das Glück im eigenen Garten so nah liegt, warum dann noch kämpfen?
Ein lesenswertes Buch für alle, die, im Sog der bewegten 70ger-Jahre, irgendwann einmal versucht haben, sich abzuwenden und alles anders zu machen. Und die allermeist zurückgekommen sind, zurück in die Stadt, aus der die Kälte kommt - aber auch der Scheck.
Claudia Klinger, Berlin
Rezensionen zur Leseprobe bei neobooks:
Der Traum vom Paradies auf Erdenvon marliesb am 23.1.2014
Plot: Christine blickt auf ihr Leben zurück.Eigentlich sah ihre Lebensplanung anders aus, als ihr sehnlichster Kinderwunsch nach vielen Fehlversuchen und Hormonbehandlungen wider Erwarten doch noch von Erfolg gekrönt wird:1. Sie erfährt, dass ihr Partner Robin ihren Kinderwunsch gar nicht so bedingungslos teilt wie sie wohl dachte oder sich veilleicht auch einredete.2. Die vermeintlich normale Schwangerschaft entpuppt sich als Eileiterschwangerschaft und endet in einer dramatischen Fehlgeburt.3. Danach setzt sich sich das Lehrerpaar andere Ziele, welche in den Erwerb eines alten Bauernhauses auf dem Lande gipfelt, in das sich beide verlieben - Mylopa.Die LP lässt ahnen, dass der Traum vom Paradies allerdings eher einer Seifenblase gleicht.
Figuren: Hier stehen Christine, 33, und Robin, 29, ein Lehrerpaar, das eine Doppelhaushäfte bewohnt und später im "alternativen" Leben eine neue Herausforderungs sucht, im Vordergrund. Ihre Charaktere entwickeln sich langsam und stetig und lassen schon am Anfang der LP erkennen, dass sie nicht in Allem übereinstimmen und Christine vielleicht etwas zur "Schönfärberei" neigt.
Sprache: Die wunderbare, bildhafte Erzählweise hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eigentliche Nebensächlichkeiten werden zum Ereignis und spiegeln damit die Gefühle und Stimmungen der Protagonistin sehr einfühlsam wieder.Manchmal ist die Schreibweise ein wenig "speziell" in ihrem Umgang mit Sätzen, aber das hält die Geschichte m.E. lebendig.
Aufbau: Der Prolog lässt den Leser erahnen, dass die Geschichte eine unheilvolle Wendung nehmen wird. Bei den darauffolgenden Kapiteln handelt es sich offensichtlich um die zeitlich chronologisch abfolgenden Erinnerungen der Prota. Die Ich-Perspektive verstärkt die Darstellung ihrer Gefühlswelt.Kapitel und Abschnitte haben eine angenehme Länge. Ich persönlich hätte mir noch Titel für die Kapital gewünscht, aber das ist eine sehr subjektive Meinung, und das Leben ist halt kein Ponyhof:-)
Zusammenfassung: Die Leseprobe verspricht eine einfühlsame, vielleicht melodramatische Geschichte, in der es aber bestimmt zu nicht vorhersehbaren Wendungen kommt. Die Art und Weise, wie die Autoin über den Prolog an die Geschichte herangeht, hat mir dabei ganz besonders gut gefallen.
Die 80ervon Geist am 31.12.2013
Plot: Christine wünscht sich sehnlichst ein Kind mit ihrem Freund Robin und muss einige Anstrengungen unternehmen, um schwanger zu werden. Als es dann doch klappt, reagiert Robin anders als erwartet. Christine denkt sich zunächst nichts dabei. Dann kommt es zu einer Fehlgeburt, und Robin zeigt plötzlich seine wahren Zweifel, überhaupt ein Kind zu wollen.Christine versucht, sich die Situation schönzureden. Ein Umweltgutachten lenkt ihre Aufmerksamkeit auf ganz andere Probleme, und das Paar beschließt, aus dem Ruhrgebiet wegzuziehen. Sie finden einen Bauernhof im Münsterland. Hier endet die LP, aber ich sehe bereits einige Baustellen in der Beziehung.
Figuren: Die Figuren sind sehr anschaulich beschrieben. Aus der Sicht der Ich-Erzählerin erlebe ich mit, wie sie sich die Diskrepanzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit zurechtbiegt. In der Hauptsache lerne ich nur Christine und Robin kennen, während die Freunde nur Nebenfiguren sind, die aber deswegen nicht zwingend blass bleiben.
Sprache: Eine schöne und poetische Sprache. Ein Hauch Melancholie weht über dem Prolog, und der Leser erfährt bereits, dass sich Christines Träume in ihrem Traumhaus nicht erfüllt haben. Schöne Beschreibungen und Bilder, dazu eine fehlerarme RS.Gelegentlich stimmen die Zeitformen und Bezüge nicht ganz, aber insgesamt hat die Sprache eine hohe Qualität, die mich in die Geschichte hineingezogen hat.
Aufbau: Aus der Ich-Perspektive wirken die Gefühle von Christine sehr eindringlich. Der Prolog stimmt auf einen tragischen Ausgang der Geschichte ein, ohne allzu viel zu verraten.Die folgenden Kapitel scheinen linear erzählt zu werden und sind passenderweise, da Rückblenden, im Präteritum geschrieben während der Prolog im Präsens verfasst ist.
Zusammenfassung: Die Stimmung der 80er Jahre wurde sehr gut eingefangen. Ich kann mich, auch wenn ich damals noch jünger war als Christine, noch gut daran erinnern. Es war eine Zeit, in der viele Leute den Stuck von den Fassaden klopften und diese verklinkerten, weil es modern war, aber auch eine Zeit, in der Antiquitäten wieder einen Wert bekamen. Eine Zeit erwachenden Umweltbewusstseins und einer Protestkultur.In dieses Setting ist die Geschichte eingebettet. Anhand der LP erfährt man noch nicht sehr viel, aber das Kopfkino ist bereits angelaufen, Spannung baut sich auf. So muss das sein. Definitiv ein lesenswertes Buch!
Wunderbar geschrieben, sehr detailliert und atmosphärisch. Spannend!
von DragonsSpirit am 27.12.2013
Plot: Christine und ihr Mann Robin sind auf der Suche nach einem neuen Haus. Sie finden es, verlieben sich Hals über Kopf in das riesige Grundstück und noch auf dem Weg zurück nach Hause von der Besichtigung, ist die Entscheidung gefällt, in dem abgelegenen, ländlichen Gebäude einzuziehen und somit alles andere hinter sich zu lassen. Keiner von beiden ahnt zu dem Zeitpunkt was noch vor ihnen liegen könnte. Weiter reicht die Leseprobe nicht.
Figuren: Christine, 33 Jahre alt, Lehrerin, kann keine Kinder bekommen. Sie erzählt die Geschichte.Robin, 29 Jahre alt, Lehrer, Christine Mann. Er ist sich nicht sicher ob er bereits Vater werden möchte doch unterstützt sie. Die Figuren sind gut beschrieben und schnell zu erfassen. Abgesehen von den Protagonisten beschränken sich diese Beschreibungen allerdings auf Äußerlichkeiten und innere Bewegungen und Eigenschaften sind nur beiläufig, dafür aber geschickt und fließend, eingebracht. Weitere, unter anderem Bekannte / Nachbarn der beiden.
Sprache: Die Sprache ist klar und einfach zu lesen. Sehr, sehr detail-verliebt! Die Beschreibungen der Umgebungen allen voran, sind an Genauigkeit kaum zu überbieten ohne dass es zu viel wird und zu lange dauert, zum Punkt zu kommen, es sei denn es wäre alles noch geballter und komprimierter geschrieben. Wunderbare Balance zwischen Details und Lesefluss. Es macht den Eindruck als wäre sehr vieles von dem, was Christine erzählt und beschreibt, Teil des Lebens der Autorin gewesen. Die Atmosphäre würde ich bisher als neutral bis drückend beschreiben, keinesfalls positiv. Wenn ich den Klappentext lese werden ja bereits Zendenzen und Details über den "Untergang" jener neuen, "scheinbaren" Idylle offenbart. Wie gut dieser Abfall von gut zu schlecht funktioniert, wenn bereits vorher alles ein wenig grau und unheimlich wirkt, weiß ich nicht. Ich erwarte da keine negative Überraschung, bisher wirkt alles handwerklich so dass sich wahrscheinlich die meisten Leser mit blindem Vertrauen und Vergnügen in die Geschichte stürzen würden und sich frühestens dann Gedanken machen wenn schon alles vorbei ist. Gut geschrieben, macht Laune und lässt einen gut Teilhaben am Geschehen. Ich vermute bei der Autorin eine tolle Beobachtungsgabe und Optimismus :-) Rechtschreibung: Nicht der Rede wert. Die Autorin ist/war selbst Lehrkraft (laut Informationen auf ihrer Profilseite hier bei NB) Da will sie sich bestimmt keine Fehler erlauben und das klappt ;-)Aber: Eigenartig fand ich dass es manchmal wirkte, als wären Kommata durch Punkte ersetzt worden. Die Sätze sind so weder falsch noch schwieriger zu lesen, es ist vielleicht eine Eigenart der Autorin oder jener Umgebung aus welcher sie kommt. Mich hat es stutzig gemacht, aber nicht gestört.
Aufbau: Es wird (zumindest bisher, in der Leseprobe) ausschließlich aus Christines Sicht geschrieben, sie erzählt und führt durch die Geschichte, wobei sie nicht einfach eine Erzählerin ist sondern eher kommentiert, da sie selbst auch Teil der Dialoge ist. Nix Neues, funktioniert angenehm und bindet an die Protagonistin. Der Prolog beschreibt wie Christine nach langer Zeit einmal wieder nach "Mylopa" kommt, jemen Gebäude/Grundstück, welches sie vor Jahren mit Robin zusammen erworben hatte. Es ist die Rede von Philip, vermutlich einem Kind, welches "damals" in (wurde er vergraben?) einem Waldweg gefunden wurde. Nun ist Christine, in schmerzhaften Erinnerungen versinkend, wieder dort. Im Anschluss an den Prolog wird die Vorgeschichte zu diesem Tag begonnen. Wir erfahren sofort dass Christine keine Kinder bekommen kann und als sie schließlich doch schwanger wird, verliert sie das Kind sehr früh. Darauf folgen dann Zeiten der Ablenkung von jener emotionalen Katastrophe, zusammen mit ihrem Lebensgefährten Robin (beide sind wohl Lehrer an derselben Schule), und als sich herausstellt dass der Boden in ihrer Umgebung stark mit Cadmium und anderen Stoffen belastet ist, wächst der Wunsch von dort zu verschwinden. So kommen sie schließlich dazu, jenen Hof zu erwerben welchen man im Prolog als "Mylopa" vorgestellt bekam. Nun stellt sich natürlich die Frage, wer dieser Philip aus dem Prolog denn ist. Schließlich kann Christine ja keine Kinder bekommen. Andererseits haben sie und Robin schon nach Namen für das erwartete Kind gesucht, während Christine schwanger war, und "Philip" tauchte als Option auf. Das lässt nicht wirklich direkt auf eine erneute, erfolgreiche Schwangerschaft schließen, es könnte auch eine Adoption werden, sich um ein fremdes Kind handeln oder schlichtweg ein Zufall sein. Vor allem ist nicht eindeutig gesagt, ob jener Philip im Prolog ein Kind ist oder nicht. Spannend! Hoffe das ganze bleibt so gut wie die Leseprobe es ist.
Zusammenfassung: Die Leseprobe hätte ich mir etwas länger gewünscht. Wenn der Sinn und Zweck einzig das Ködern von Lesern ist, dann funktioniert sie schon gut, aber wenn man richtig heiß auf mehr werden soll, dann darf es gern noch etwas weiter gehen. Zumindest geht es mir so. Ich werde wohl nicht sofort weiter lesen weil noch viele andere Leseproben warten. Aber ich empfehle auf jeden Fall, einen Blick drauf zu werfen!